Auf nach Tortuga

Ebenso wie Jack Sparrow und wohl jedem Piraten des 18. Jahrhunderts zaubert auch uns dieser Ausspruch ein Leuchten in die Augen. Damals waren es wohl eher Rum und Frauen die begeisterten, für uns ist es die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt die auf dem früher Schildkröteninseln (Tortugas) genannten Archipel vorherrscht.

Wir fliegen von Quito aus über Guayaquil, die größte Stadt des Landes, nach Baltra auf den Galapagosinseln. Die kleine Insel, nur wenig größer als ihr Flughafen ist nur durch einen Kanal von der Insel Santa Cruz getrennt. Wir setzen im nirgendwo auf, 1000km vor dem Festland liegt dieses vulkanische Archipel, die Galapagosinseln, inmitten des Pazifik. Ab jetzt werden wir bei jedem Transport gefilzt. Das empfindliche Gleichgewicht der Flora und Fauna der Galapagosinseln soll auf keinen Fall verletzt werden, wie schon so oft passiert. Daher wird unser Gepäck mal wieder durchsucht und sogar mit Spürhunden nach Früchten, Fleisch und Saaten gefahndet. Wir beten das der Hund nicht bei unserem australischen Zelt loswufft, aber das findet er Gottseidank nicht so spannend. Das letzte Mal hatte uns das Zelt in Neuseeland die halbe Nacht gekostet für biochemische Untersuchungen…

Weiter geht es mit dem Bus über die Flughafeninsel Baltra (im 2. Weltkrieg war die Insel Militärflughafen, seit dem nur noch Ödland) zur Fähre die uns auf die Hauptinsel Santa Cruz befördert, dort steigen wir in den Bus der uns quer über die Insel fährt. Schon bei der Busfahrt sehen wir im Hochland mitten auf der Insel Galapagos-Riesenschildkröten, mampfend liegen die Kolosse überall herum, auch auf der Straße. Wir staunen und steigen in Puerto Ayora aus. Erstmal versuchen wir eine Unterkunft zu finden, die ersten zwei Hostels sind aber leider voll. Im Hotel Espanha haben wir Glück, ein Zimmer ohne Fenster ist noch frei… uns aber egal, die Backpacks in drückender Hitze noch weitere Kilometer herumzuschleppen scheint keine Alternative. 

Von Puerto Ayora aus organisieren wir für den nächsten Tag die Weiterreise nach Isla Isabela, von wo aus wir Schnorcheln und den Vulkan Sierra Negra erkunden wollen. Abends schauen wir uns noch das Charles Darwin Recreation Center an, in dem die Galapagos Schildkröten aufgezogen und anschließend wieder ausgesetzt werden. Alleine können die Urzeittiere keine Nachkommen mehr produzieren. Die Population ist durch Jagd und Verdrängung zu gering und die von Menschen eingeführten Tiere zu große Konkurrenz. Langsam verstehen wir das Prozedere bei der Einreise…

Früh am nächsten morgen geht es für uns mit der „Fähre“ nach Isabela, wobei es eine Yacht mit drei Außenbootmotoren eher trifft, und schon schießen wir durch das Meer und schaffen die Überfahrt sogar in zwei statt zweieinhalb Stunden.

Isla Isabela ist tatsächlich das Ende der Welt. Die westlichste der bewohnten Inseln des Archipels hat gerade einmal ein Dorf am Hafen, dessen sandige Wege hinter den zehn Häusern schnell enden, es gibt eine Hauptstraße, ein paar Unterkünfte und Restaurants, eine Schotterpiste ins Inselinnere, das wars. Wir werden schon bei der Hafeneinfahrt von Pinguinen, Seelöwen und Iguanas begrüßt. Besonders die Urzeitdrachen sind uns in Porto Ayora schon aufgefallen. Überall liegen die Echsen herum und sonnen sich. Für Menschen interessieren sie sich meist nicht und ignorieren ihre Umwelt. Faszinierend sehen die Mini-Godzillas trotzdem aus, wir müssen immer wieder staunend stehen bleiben, wobei das die Einheimischen gar nicht mehr interessiert. Wir wussten das die Tiere hier keine Scheu vor dem Menschen haben, aber es scheint als sei der Mensch hier nur geduldet, die Tiere ignorieren uns humane Mitbewohner meist, oder nutzen uns als Futterquelle, Scheu ist Ihnen völlig fremd.

Den ersten Tag auf Isabela schauen wir uns das winzige Dorf an, dass komplett auf Sand gebaut und wie ausgestorben ist. Danach gehts zu einer weiteren Schildkrötenaufzuchtstation und wir entdecken eine Lagune mit rosa Flamingos. Auch hier liegen die Iguanas überall herum und wir hatten so einige Momente wo wir zusammen gezuckt sind und die Tiere erst bemerkten, als sie auf einmal neben oder vor uns saßen und uns mit ihren Urzeitgesichtern anstarrten. Manchmal entdeckt man erst einen, dann noch einen und noch einen und noch ein knallroter Krebs ach und da ne Robbe und hier ne Schildkröte. Das ist wirklich einmalig und total abgefahren. 

Früh Morgens am zweiten Tag auf Isabela müssen wir erst noch kurz umziehen, die erste Unterkunft war einfach zu ekelhaft, leider sind die Inseln sehr teuer und was für unser Budget als Hotel angeboten wird oft erschreckend… Unser Mückennetz hat uns aber wie schon so oft gerettet. Ab jetzt wohnen wir im Los Cactus und werden auch gleich zur Vulkanwanderung abgeholt. Auf der Ladefläche eines mit Sitzen ausgestatteten LKWs bretten wir den Berg Richtung Inselinneres hinauf. Ein Guide führt uns am Rand des Vulkans entlang und erklärt dass dies der zweitgrößte Krater der Welt sei, nach dem Ngoro Ngoro Vulkan in Tansania. Finden wir spannend und wandern weiter zur noch aktiven Caldera „Chico“ wo die Erde heiß ist und es 2005 zum letzten Ausbruch kam, die Insel wächst also durch jeden Ausbruch weiter (der Archipel liegt an der Grenze zweier tektonischer Platten). Nach dem 11km Vulkanmarsch sind wir ziemlich im Eimer und schaffen an dem Tag nur noch ein Bier zum Sonnenuntergang, es sei uns gegönnt. 😉

Am dritten und letzten Tag stand noch ein Ausflug zu den „Tuneles“ auf dem Programm. Der im Meer versiegende Lavafluss wurde durch das Meer ausgehöhlt und bildet nun einen Irrgarten aus Tunneln und Gängen zwischen Ozean und Mangroven. Perfekt für Manus heissgeliebte Blaufußtölpel (die wollte sie unbedingt sehen), Schildkröten, Riffhaie und jede Menge andere Tiere. Zuerst besuchen wir die Blaufußtölpel, die unsere Anwesenheit wieder mal gar nicht interessiert. Während wir den außergewöhnlichen beobachten Vogel, den es nur hier zu bewundern gibt, schwimmt im Hintergrund eine Riesenschildkröte vorbei, gefolgt von einem Seelöwen. Im Anschluss gehen wir schnorcheln. Dabei tauchen wir zusammen mit gigantischen Seeschildkröten, Seepferdchen, White Tip Sharks, Rochen und jeder Menge Fische. Der absolute Wahnsinn wie vielfältig, unberührt und zutraulich hier die Tierwelt ist, und noch relativ unbeeinflusst vom Menschen. Ein Guide führt uns durch den Irrgarten aus Lavabrocken und Tunneln. Die White Tip Sharks tummeln sich gerne in Gruppen unter den Lava Brocken. Unser Guide findet sie und lässt uns einem nach dem anderen zu den Haien schwimmen. Jetzt heißt es Hände auf den Rücken (damit man die Tiere nicht erschreckt oder aggressiv macht) und Kopf runter. Der Guide hält dabei unsere Hände hinterm Rücken fest und drückt uns in die Höhle hinein. Wir müssen die Luft anhalten und werden Zentimeter nah an die Haie heran geschoben. Ein unheimliches Gefühl (man kann sich ja nicht mal wehren) aber auch faszinierend diesen Tieren so nah zu sein. Beeindruckend fanden wir auch mit den riesigen Schildkröten zu schwimmen. Wenn diese Urzeittiere ihre Arme zum schwimmen ausstrecken, neben einem her gleiten und dabei fast genauso so groß sind wie man selbst ist das einfach unbeschreiblich. 

Wieder zurück auf Isabela schnappen wir uns unsere Rucksäcke und marschieren zurück zum Pier um wieder nach Santa Cruz überzusetzen. Auch hier liegen Seelöwen und Iguanas mitten auf dem Weg und man muss schon fast über sie steigen, was die Tiere aber auch kein bisschen stört. Nach kurzer Diskussion mit der Bootsfrau, unsere Namen waren nirgendwo für die Überfahrt vermerkt, und 60$ zusätzlich kommen wir doch noch mit. Die Kohle holen wir uns bei unserem Touranbieter aber wieder, der uns die Fähre für den falschen Tag gebucht hatte…

Heute verbringen wir den letzten Tag auf Santa Cruz und wandern noch zum Strand Tortuga Bay. Morgen fliegen wir weiter nach Guayaquil, von dort geht es eine Nacht später weiter nach Lima, Peru.

Die Galapagosinseln sind ein unglaublicher Flecken Erde, so isoliert vom Rest der Welt, dass sich eine ganz besondere Tierwelt hier entwickeln konnte. Der Mensch war einmal mehr kurz davor viele Arten durch seine Anwesenheit zu zerstören, daher sind wir unbedingt mit allen Vorkehrungen, so nervig sie auch waren, einverstanden. Wir hoffen das alle Gebühren die wir ständig bei jeder Ankunft zahlen mussten (insgesamt 260$) auch wirklich in den Erhalt der Inseln fließen. Wir haben die Inseln individuell und mit schmalem Budget bereist, was möglich ist, einen aber sehr einschränkt. Die tagelangen Touren auf grossen Schiffen können viel weiter entfernte und exotischere Orte anfahren. Dennoch waren wir überrascht wie verlassen die Inseln oft sind, hoffentlich bleibt das so.

Unser Sundowner Platz, im Hintergrund lauern die Iguanas


Ein Seelöwe am Fischverkaufsstand

Fabi zwischen Seelöwe und Iguana

Unser Snorkeltrip im „Los Tuneles“



Blue Footed Boobie

Turtle im Wasser und Blue Footed Boobie an Land

Krebs

Giant Turtle

White Tip Shark

Tortuga Bay auf Santa Cruz

 

Auf Hostelsuche im kleinen  Isabela

Sierra Negra Volcano Trekking

Sierra Negra Krater 
Salzsee


3 Gedanken zu “Auf nach Tortuga

  1. Hallo Ihr beiden Weitgereisten,
    mal wieder schickt Ihr fantastische Berichte mit ebensolchen Bildern. Vielen Dank, dass Ihr uns so teilhaben lasst an diesem Abenteuer. Nur, Fabian – diese Brille geht gar nicht. Liebe Grüße aus dem kalten Deutschland.
    Mama (Simone)

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  2. Das ist ja ein sehr beeindruckender Bericht. Toll geschrieben und tolle Fotos. Weiterhin so außergewöhnliche Eindrücke. Alles Gute und liebe Grüße von Mama Mona

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  3. Wir können uns eigentlich den Ausführungen von Simone und Mona nur anschließen.
    Es ist auch für uns ein bisschen Erlebnis, wenn wir Euern Bericht lesen und die Reise
    mit verfolgen. Es ist schon toll, was Ihr so zu sehen bekommt.
    Macht weiter so und noch viel Spaß wünschen Oma ELLI und Opa KLAUS

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